Name:
Claudia Reher
Geburtsort:
Mölln
Beruf:
Erzieherin, Kindheitspädagogin und Frühpädagogin Bachelor of Arts
Unternehmen:
elbkinder Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten eV
Hobby:
die Natur, Malen und das Wandern
1. Hallo Claudia! Wir sind unheimlich interessiert an Werdegängen von Menschen. Wie bist Du zu Deiner heutigen Position in einem der größten Unternehmen Hamburgs gekommen?
Ich arbeite seit 24 Jahren bei den elbkindern. Schon während der Ausbildung habe ich dort eines meiner Praktika absolviert. Als Erzieherin habe ich mit Kindern in allen Altersstufen und unterschiedlichen Gruppenkonstellationen gearbeitet, also mit Kindern im Alter von 8 Wochen bis 14 Jahre. In der Arbeit mit Schulkindern (im Hort an der Schule) habe ich meine Leidenschaft für diese Aufgabe entdeckt. Schon damals, spielte eine gute Kooperation mit der Schule eine wichtige Rolle und diese Herausforderung hat mir immer sehr viel Freude und Spaß gemacht.
Im Übergang vom Hort, in die heutige ganztägige Bildung und Betreuung an Schule (GBS), wurde mir bewusst, dass sich hier ein neues Berufsfeld entwickelt. Mein Plan stand fest! Als die ersten Stellen zur GBS Koordinatoren (GBS – Standortleitungen) bei den elbkindern ausgeschrieben wurden, habe ich mich gezielt auf den Schulstandort Curslack /Neuengamme beworben. Um ein fundiertes Wissen im Bereich Leitung und Einrichtungsmanagement zu erlangen, habe ich mich berufsbegleitend noch einmal auf ein Studium eingelassen und meinen Abschluss als Frühpädagogin – Leitung und Management von Kindertageseinrichtungen Bachelor of Arts absolviert.
Warum gerade Curslack /Neuengamme?!
Das Leben und Arbeiten auf dem Land gehört zu meiner Lebensphilosophie. Geprägt hat mich da wohl mein Aufwachsen auf einem kleinen Dorf bei Mölln, umgeben von Feldern, Wiesen, Wäldern und jeder Menge Tiere. In unserem Haushalt sorgte meine Großmutter für unser aller Wohl.
Das meiste, was wir zum Leben brauchten, kam aus unserem Garten oder vom Bauern nebenan. Geschäfte gab es nicht bei uns im Dorf und nach Mölln kamen wir nur selten. Meine Kindheit habe ich als etwas ganz besonders wertvolles und schönes in Erinnerung.
2. Wofür möchtest Du stehen als Vorgesetzte vieler junger Erzieherinnen und Erzieher? Was ist dein Schwerpunkt hinsichtlich Ausbildung und Lernentwicklung von jungen Menschen?
In erster Linie ist es mir wichtig ein gutes Vorbild zu sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich nur das weitergeben und vermitteln kann, was ich auch selber lebe. Sonst ist es ja nicht authentisch. Ich bin ein positiv nach vorne schauender Mensch und es ist mir wichtig, auch in Krisensituationen oder Konflikten lösungsorientiert in die Zukunft zu blicken. Das hat mir schon oft geholfen.
Bei den elbkindern pflegen wir einen partizipativen Ansatz. Das beginnt bei den Kleinsten und hört bei der Geschäftsführung auf. Das ist etwas, was mir sehr gefällt. Mitbestimmung macht stark, selbstbewusst und kreativ. Auch wird bei uns Diversität und Inklusion ganz einfach im Alltag gelebt und nicht, als etwas ganz besonderes ausgewiesen. Es gehört einfach dazu. Mir ist es sehr wichtig, dass die jungen Menschen in Ihrer Ausbildung einen Ressourcenorientierten Blick entwickeln und nach den Stärken der Kinder schauen.
In unserem Beruf ist es die wertschätzende und offene Haltung, gegenüber dem anderen, der anders ist als ich selbst. Nur wenn ich offen bin, ein jedes Kind auf seine Weise anzunehmen, kann ich eine gute Bindung zu dem Kind aufbauen. In einer guten Bindung fühlt sich ein Kind sicher und wohl. Das ist die Grundvoraussetzung, für gelingendes Lernen und eine positive Entwicklung. Jede Erzieherin und jeder Erzieher sollte dieses verstehen und verinnerlichen und danach Handeln, sowohl beruflich aber gerne auch privat.
Als Vorgesetzte vieler junger Erzieher und Erzieherin liegt es mir am Herzen, ihnen die wichtige und wertvolle Aufgabe die sie in der Gesellschaft wahrnehmen, zu vermitteln und deutlich zu machen. Erzieher*innen tragen einen großen Teil zur Entwicklung und Bildung der Kinder bei und übernehmen damit auch eine wichtige Verantwortung für die Zukunft der Kinder.
3. Du bist Vorreiterin vieler Leitungen von Kooperationspartnern der Schulen, hinsichtlich unseres Projekts auf einem außerschulischen Lernstandort. Gerade im Bezirk Bergedorf haben viele KiTa-Leitungen und Schulleitungen Kontakt aufgenommen. Du aber hast bereits zugepackt und umgesetzt. Der Start erfolgt in ca. 4 Wochen nach den Märzferien: Was erhoffst Du Dir, als Führungskraft des größten Trägers in der Hansestadt, den Elbkindern Hamburg, für das Projekt „greenkids – der Umwelt auf der Spur“?
Ich erzähle sehr gerne und ich schreibe auch sehr gerne. Am schönsten ist es jedoch, aktiv zu werden und die Dinge in Handlung umzusetzen, besonders wenn ein großartiges Team mit großartigen Kindern dahinter steht und bereit ist mitzumachen! Ich bin sehr glücklich über die Entwicklung unseres Projekts, es gibt uns die Möglichkeit etwas ganz Neues auf den Weg zu bringen, etwas zu entdecken und ganz viel Spannendes dazu zu lernen. Es ist ein großes Abendteuer, was da vor uns liegt.
Meine Hoffnung liegt in den Kindern, die Natur bietet ihnen so viele Lernansätze, zeigt Grenzen auf und spricht für sich selbst. Kinder sind da sehr feinfühlig und sensibel und nehmen die Dinge anders wahr als Erwachsene. In den Kindern liegt die große Chance die Zukunft unserer Erde zu sichern. Das Projekt soll aber in erster Linie Spaß und Freude an der Sache bereiten und ganz nebenbei den Grundstein für ein nachhaltiges, umweltbewusstes Lernen und Leben legen.
4. Vor einem Jahr saßen wir in der Grundschule Curslack zusammen in einer Vorstellungsrunde. Quasi direkt im Anschluss folgte ein Jahr Pandemie. In meinen Kontakten der vergangenen Jahre stellten wir „Lähmungserscheinungen“ fest. Strategisches Denken wurde teilweise ausgesetzt. Teilweise nicht mehr gewagt. Die Blickwinkel auf dieses globale Dilemma sind divers. Du jedoch hast weitergehandelt. Selbst wenn für die Öffentlichkeit die Schule geschlossen war. Was war prägend für Dich in den letzten 12 Monaten? Was war gar positiv? Welche Erkenntnisse konntest Du ziehen, hinsichtlich Menschlichkeit oder Zusammenhalt im Alltag oder Berufsalltag, aber auch auf das Verhalten der Kinder in der Betreuung und im Allgemeinen?
Ach ja, aller Anfang ist schwer.
Ich bin mir aber sehr sicher, dass uns der Aufbruch in das Projekt ohne die Pandemie nicht gelungen wäre. Manchmal braucht man eben einen Ruck oder eine Krise um neue Wege zu entdecken und sie zu gehen. So kann ich dem Virus wohl doch auch etwas Gutes abgewinnen. Hinzu kommt, dass ein pädagogisches Projekt auf den Interessen und Bedürfnissen der Kinder basiert und unsere Kinder uns im ersten Lokdown mehr denn je darauf aufmerksam gemacht haben, wie sehr sie an der Umwelt, der Natur und auch an Nachhaltigkeit und Klimaschutz interessiert sind.
Sie wünschen sich alle eine sichere und freundliche Zukunft und sind bereit etwas dafür zu tun. Ich sehe es als unsere professionelle Aufgabe, die Kinder dabei zu begleiten und zu unterstützen. Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, Perspektiven aufzuzeigen und Lichtblicke zu schaffen. Die Kinder haben ein Recht darauf und auch uns Erwachsenen macht es Mut, positiv nach vorne zu schauen.
Ich selbst erlebe die Pandemie oder besser die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus sehr ambivalent. Privat fühle ich mich wenig bis gar nicht eingeschränkt. Meine Kinder sind Erwachsen und das, was andere Eltern derzeit erleben betrachte ich nur als Außenstehende. Das Homeoffice ist mir fremd, denn ich trete nach wie vor meinen Dienst vor Ort in der Schule an. Über Kurzarbeit kann ich nicht klagen, da wir mehr Arbeit und Aufgaben haben, denn je. Hinzu kommt, dass ich ein Mensch bin, der das Alleinsein in der Natur bevorzugt und Großveranstaltungen, Partys, Clubs und Restaurants in kleinen Dosen genießt.
Mein Leben hat sich in vieler Hinsicht nicht groß verändert. Ich bin ein glücklicher und zufriedener Mensch, der sich schnell mit neuen Gegebenheiten arrangiert und das Beste daraus macht. Für mich ist jeder neue Tag ein Geschenk, für das ich dankbar bin, Krise hin oder her.
In der Schule werde ich jedoch täglich mit den Sorgen und Problemen der Eltern und Kinder konfrontiert und es macht mich oft sehr sprachlos und traurig, was da alles so passiert.
Jede Familie hat ihre ganz persönliche Last zu tragen und die ist mitunter erdrückend schwer. Die Kinder bringen ihre Schieflage sehr deutlich in ihrem Sozialverhalten zum Ausdruck und fordern uns damit heraus. Lehrerinnen und Erzieherinnen werden vor eine große Aufgabe gestellt, die mit jedem weiteren Tag der Pandemie wächst.
Andererseits spüre ich aber auch, dass es eine größere Bindung zwischen allen Beteiligten gibt. Trotz Abstand wächst der soziale Zusammenhalt und das Miteinander oder Füreinander. Das macht mich sehr glücklich. Herzlichkeit und innere Werte, Dinge die im Leben wirklich wichtig sind, nehmen wieder Platz 1 ein. Wir beschäftigen uns wieder miteinander. Materialismus und Konsum rücken in den Hintergrund, der Mensch steht wieder im Mittelpunkt. Ich hoffe sehr, dass wir alle uns ein wenig davon bewahren, weit über die Pandemie hinaus.
5. Du bist Hundeliebhaberin. Und fällst durch lange Spaziergänge durch die Natur auf. Was ist Deine Sehnsucht? Wonach strebst Du?
Ich bin mit Tieren aufgewachsen. Hunde gehörten ebenso dazu wie Katzen, Hühner, Kaninchen, Kühe und Schweine. Mitunter hatten wir die kleinen Küken mitten in der Küche neben dem Herd, der auch als Ofen diente und die Küken wärmte.
Ich habe als Kind gelernt, das Tiere nützliche Begleiter des Menschen sind und mir wurde vorgelebt, dass sie einen respektvollen und artgerechten Umgang verdienen. Leider ist dieses Gedankengut, in unserer Konsum- Gesellschaft, fast ganz verloren gegangen. Ganz langsam kehrt er zurück und die Menschen fangen wieder an sich vermehrt Gedanken über Tierschutz und artgerechte Tierhaltung zu machen. Das macht mir Mut und zeigt mir, dass es sich lohnt weiter dafür einzustehen.
Mein Kinderzimmer war die Natur, die Wiesen, Felder und der Wald. Ich glaube das ist der Grund warum ich mich draußen so wohl und zuhause fühle.
Wenn ich unterwegs bin, egal, ob mit meinem Hund oder auf einer langen Wanderung, dann fühle ich mich als ein Teil der Natur und spüre wieviel Kraft und Energie in ihr steckt. Dann entdecke ich die Großartigkeit in den allerkleinsten Dingen und vergesse den Rest um mich herum. Die Natur ist unsere Lebensgrundlage, auch wenn das einige nicht begreifen können. Es ist mir sehr wichtig die Natur zu schützen. Ich sehne mich nach einer Welt in der sich der Mensch zum Leben nimmt was er braucht, nicht mehr und nicht weniger.
In meinem Beruf bin ich täglich mit Kindern zusammen und habe dadurch die wunderbare Möglichkeit, ihnen vorzuleben und aufzuzeigen, wie wertvoll und schützenswert unsere Erde ist. Da auch ich als Kind, durch meine Erfahrungen in und mit der Natur, eine starke Prägung erfahren habe bin ich sicher die Zukunft liegt in unseren Kindern.
Ich sehe es als meine ganz persönliche aber auch berufliche Aufgabe, die Kinder heranzuführen, das Wunder Erde und Natur zu entdecken!
Wir wünschen Dir alles Gute bei all Deinen Vorhaben,
Herzlichst
Florian Menger
greenKIDSNeuengamme
f&m gGmbH